Gemeinsam ist man stärker
Als Projektmanager beim VCD arbeite ich daran mit, die schädlichen Auswirkungen des motorisierten Verkehrs auf Mensch und Umwelt zu mindern. Dieselrußpartikel zum Beispiel sind krebserregend und so klein, dass sie bis in die Lungenbläschen vordringen und von dort aus sogar in die Blutbahn gelangen können. Dieselruß verstärkt auch den Treibhauseffekt der Erde. Rußpartikel absorbieren Sonnenlicht und tragen so zur direkten Erwärmung der unmittelbaren Umgebung bei. Grund genug, etwas gegen Dieselruß zu unternehmen.
Was mich überrascht hat, ist, dass der Ruß, den wir hier vor unserer Haustür erzeugen, den Lebensraum der Eisbären tausende Kilometer entfernt in der Arktis zerstört. Denn ein Großteil der Rußpartikel, die europäische Dieselmotoren ausstoßen, wehen Richtung Arktis und legen sich dort auf das Eis. Die schwarzen Rußablagerungen reflektieren das Sonnenlicht nicht so wie das vormals weiße Eis. Sie beschleunigen dessen Abschmelzen und damit auch den Klimawandel.
Gute Zusammenarbeit, gute Kampagne
Für das Gelingen einer Kampagne ist es gut, wenn sich alle zusammenschließen, die das gleiche Ziel haben. „Kein Diesel ohne Filter" war ein Bündnis verschiedener Umweltverbände, das im Herbst 2002 startete und nicht nur den serienmäßigen Einbau von Partikelfiltern in Dieselfahrzeuge forderte, sondern auch die Einführung von Umweltzonen in Städten. 2004 kam die Initiative „Rußfreie Busse" hinzu und seit 2008 engagieren sich der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), die Deutsche Umwelthilfe (DUH), der Naturschutzbund (NABU) und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) für die Kampagne Rußfrei fürs Klima.
Man muss viel miteinander reden und die konkreten Forderungen zwischen den Verbänden gut abstimmen. Regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig, um bei Presse und bei den Bürgerinnen und Bürgern ins Bewusstsein zu gelangen. Anlässe für „Rußfrei fürs Klima" sind zum Beispiel, wenn Feinstaubgrenzwerte überschritten werden, wenn Busse des öffentlichen Nahverkehrs einer Stadt noch ohne Partikelfilter fahren oder neue Studien zu den gesundheitsschädlichen Wirkungen von Luftschadstoffen erscheinen - dann müssen Aktionen vor Ort stattfinden, Pressemitteilungen veröffentlicht und Gespräche mit Politik und Industrie geführt werden.
Das hat die Initiative erreicht
Bei Diesel-Pkw ist ein Partikelfilter mittlerweile serienmäßig eingebaut. Alle, die einen Diesel ohne Filter fahren, erhalten seit 2012 für die Nachrüstung eine Förderung. Das wird auch 2013 fortgesetzt. Der Zuschuss beträgt derzeit 260 Euro.
Für neuzugelassene Lkw und Busse wird ab 2014 der Standard Euro 6 gelten – ab diesem Zeitpunkt sind alle neuen Dieselfahrzeuge mit einem Partikelfilter ausgestattet.
Mittlerweile gibt es in 67 deutschen Städten Umweltzonen. Wie wirksam diese sind, zeigen beispielsweise die Erfahrungen aus Berlin. Der Dieselruß in der Luft wurde dort seit Einführung der Umweltzone mehr als halbiert.
Heiko Balsmeyer ist seit fünf Jahren VCD-Verkehrsreferent. Er ist auch der Projektleiter für das europaweite Projekt »Clean Air«. Er ist in der Fahrradstadt Münster aufgewachsen, das hat ihn geprägt. Am liebsten ist er auch in Berlin mit dem Fahrrad unterwegs. Längere Strecken fährt er mit Bus und Bahn.